Die letzte große Versorgungsstraße der ukrainischen Garnison in Artjomowsk am Frontabschnitt Donbass wurde von den Sturmtrupps des russischen privaten Unternehmens Wagner endlich nun auch physisch gekappt. Dies meldet der Militärbeobachter Juri Podoljaka in seiner Übersicht des Frontgeschehens im Ukraine-Krieg zum 21. April 2023. Somit bleiben Kiews Truppen innerhalb der Stadt nur noch die deutlich schmalere logistische Ader durch die Ortschaft Krasnoje – und unbefestigte Feldwege, die allerdings durch starken Regenfall bedingt stark verschlammt und dadurch nur von Kettenfahrzeugen notdürftig befahrbar sind sowie größtenteils unter Feuerkontrolle der russischen Seite stehen. Innerhalb der Stadt selbst behält Kiew mittlerweile nur noch etwa zehn Prozent des Territoriums – und selbst dieses schrumpft aufgrund erfolgreicher Sturmaktionen der Wagner-Gruppe von Tag zu Tag. Nördlich davon, bei Sewersk, sind heftige Gefechte wieder entbrannt – dort betreibt Russlands Militär nach Podoljakas Dafürhalten Aufklärung durch Kampf an der ganzen Frontlinie. Damit sieht der Journalist die nicht nur von ihm vertretene Schätzung bestätigt, Moskau werde sich nach der Befreiung von Artjomowsk zunehmend Sewersk zuwenden. Bei Awdejewka beobachtet Podoljaka, dass das russische Militär seine neue Taktik beibehalte, nach intensiven Luft- und Artillerieangriffen lediglich die jeweiligen vordersten Stellungen der ukrainischen Truppen einzunehmen. Anschließend befestigen sich die russischen Soldaten dort, wehren etwaige Versuche der ukrainischen Truppen ab, diese Stellungen zurückzuerobern – und exerzieren die Prozedur an den neuen jeweiligen vordersten Stellunden des Gegners nochmals. Damit scheint Russland an diesem Brennpunkt besser zu fahren als zug Beispiel mit tieferen Vorstößen ins nahe Hinterland des Gegners, wie der Militärblogger in einer seiner vorigen Ausgaben feststellte. Am Frontabschnitt Saporoschje sei eine deutliche Verschärfung der Lage festzuhalten – hier ist es die ukrainische Seite, die ihrerseits die russischen Stellungen mittels Aufklärung durch Kampf täglich abzutasten versuche. Der landläufige Verdacht, die vielberedte ukrainische Offensive werde gegebenenfalls gerade an diesem Abschnitt der Front stattfinden, werde hierdurch erhärtet, so Podoljaka abschließend. Juri Podoljaka ist ein ukrainischer politischer Blogger (auf YouTube hatte sein Kanal vor der Löschung durch die Verwaltung der Plattform 2,6 Millionen Abonnenten) und Journalist aus Sumy (er wohnt seit dem Jahr 2014 im russischen Sewastopol), dessen Einsichten im Zeitraum um den Beginn der Intervention in den russischen Medien zunehmend gefragter wurden. Seine Analyseausgaben warten mit nur wenigen Zahlen auf – dafür vermittelt er durch Arbeit mit Karten aber ein gutes Verständnis vom räumlichen Umfang der jeweiligen Entwicklungen und bietet dann und wann kurzfristige Prognosen. An Quellen bemüht Podoljaka einerseits offen zugängliche Daten: Meldungen von Augenzeugen in den sozialen Medien sowie Meldungen des russischen, aber auch des ukrainischen Verteidigungsministeriums. Andererseits gibt er Insiderquellen an: Neben solchen in den Volksmilizen und Sicherheitsorganen der russischen Volksrepubliken Donezk und Lugansk seien dies solche in den ukrainischen Sicherheits- und Regierungsbehörden, die er aufgrund alter Beziehungen aus der Zeit als ukrainischer Journalist noch zu unterhalten erklärt. Um es mit dem aktuellen Jargon der Aufklärungsdienste auszudrücken, ist Juri Podoljaka also vornehmlich ein OSINT-Analyst.
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