Der Schlauch ist 40 Meter lang, die Zapfpistole schwer und der Umgangston rau. Auf der schwimmenden Schiffstankstelle zwischen den Landungsbrücken und der Elbphilharmonie führen zwei Frauen das Kommando: Andrea Herforth (65) und Birgitt von Zengen (56) betanken Schlepper, Barkassen, Privatjachten, die HPA-Flotte oder Schiffe der Wasserschutzpolizei. Die beiden Frauen sind im Hamburger Hafen fürs “Anpacken“ und auch für ihre deftigen Sprüche bekannt. Auf dem Ponton der HBS-Bunkerstation versorgen sie kleinere Schiffe mit Kraftstoff, jeden Wochentag ab 7 Uhr und am Wochenende auf Abruf. Früher wurden Dampfschiffe noch mit Kohlen aus dem sogenannten Bunker befeuert. Und so spricht man auch heute noch vom Bunkern, wenn Schiffe aufgetankt werden, erklärt Birgitt. Vor diesem Job hat sie 30 Jahre lang in der Gastronomie, hinter der Theke, gearbeitet. Berührungsängste bei ihr: Fehlanzeige. “Musst schon ein bisschen “Knöff“ haben“, meint Kollegin Andrea über ihren schweißtreibenden Job. Sie und Birgitt betanken bis zu 20 Schiffe täglich mit Tausenden Litern Diesel oder GTL. Öle, Fette, Schmierstoffe, auch das haben die beiden Frauen im Angebot. Und es gibt bei ihnen sogar einen Mini-Markt für die Hafenschiffer. Von Spülmitteln, Farben, Arbeitshandschuhen bis hin zu Reinigungsmitteln und Toilettenpapier: alles da. Birgitt arbeitet seit gut einem Jahr auf der Schiffstankstelle, Andrea dagegen schon seit 16 Jahren. Wenn sie mal in Rente geht, soll Birgitt ihre Nachfolgerin werden. Andrea stammt aus einer Hafenschifferfamilie und ist quasi auf Barkassen großgeworden. Ihr Vater war Ewerführer. Die meist männliche Kundschaft kommt gerne zu den beiden Frauen, nicht nur wegen des Tankens. Die Hafenschiffer erzählen Andrea und Birgitt auch private Dinge und schütten ihnen bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen schon mal ihr Herz aus. Auch Andreas Sohn Lars “bunkert“ an der Schiffstankstelle. Der 47-Jährige ist Hafenschipper. Mit seinem Arbeitsschiff schiebt er Containertaxis im Hafen von A nach B. Früher hatten sein inzwischen verstorbener Vater und Mutter Andrea eine Motorbootfahrschule und verwalteten ein Bootslager. Von seinem Vater hat Lars ein altes Festmacherschiff aus den 1950er-Jahren geerbt. Damit “tuckern“ er und seine Mutter gerne mal über die Elbe. Birgitt wollen sie mitnehmen, wenn das große “Tucker-Treffen“ entlang der Elbe stattfindet. Auf diese gemeinsame Ausfahrt mit alten Arbeitsschiffen freuen sie sich schon. “Die Nordreportage“ gibt Einblick in die besondere Hafenfamilie, die sich rund um die Schiffstankstelle gebildet hat. Mehr dazu: , #ndr #doku #hamburg
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