“Warum blieb die Sirene in meinem Ort stumm?“ “Wieso kam die Meldung der Warn-App auf meinem Handy viel zu spät an?“ “Weshalb gab es im Rundfunk keine Durchsage mit näheren Informationen und Verhaltenshinweisen?“ Diese und ähnliche Fragen stellen sich viele Betroffene der verheerenden Hochwasser-Katastrophe im Westen Deutschlands, welche die Missstände auf dem Gebiet des Katastrophenschutzes auf unvergleichlich schmerzhafte Weise sichtbar gemacht hat. Was über Jahre vernachlässigt und auf die lange Bank geschoben wurde, hat sich nun bitter gerächt. Plötzlich ist das Thema, über das wir hier schon seit Jahren aufzuklären versuchen, in aller Munde; nur leider musste das Kind dafür - wie so oft - erst in den Brunnen fallen. Dieses Video soll exemplarisch zeigen, wie eine effektive Warnung der Bevölkerung bei einer solchen Gefahrenlage aussehen kann, wenn die erforderlichen Voraussetzungen gegeben sind und die Warnkette reibungslos abläuft: Zunächst hören wir das Sirenensignal “Warnung der Bevölkerung“, wiedergegeben von einer modernen, netzunabhängigen elektronischen Sirene (Typ: Rheinlandsirene PPSS 1200 [fiktive Eigenkreation]). Über solche Anlagen können auch Durchsagen getätigt werden, um die Bevölkerung über die Art der Gefahr zu informieren und mit weiteren Verhaltenshinweisen zu versorgen, was wir hier anhand einer beispielhaften Hochwasserwarnung mit Ankündigung einer bevorstehenden Evakuierung des betroffenen Ortes hören. Parallel dazu erfolgt eine Meldung der Warn-App “NINA“ des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), worüber deutlich ausführlichere und spezifischere Informationen sowie Handlungsempfehlungen mitgeteilt werden können. Auch das Programm des lokalen Radiosenders wird von der Feuerwehr für eine Durchsage unterbrochen, um die Bevölkerung auch über diesen Kanal zu informieren. Verhaltensmaßnahmen bei Ertönen des Signals “Warnung der Bevölkerung“: - Geschlossene Räume aufsuchen - Fenster u. Türen schließen - Radio einschalten (auf dem jew. lokalen Radiosender) - Klima- u. Lüftungsanlagen abschalten - Meldungen von Warn-Apps beachten - Nachbarn informieren und ggf. Passanten aufnehmen - Verstärkt auf Lautsprecherdurchsagen (von Feuerwehr, Polizei etc.) achten - Notrufnummern 110 u. 112 nur in äußerst dringenden Notfällen anrufen So SOLLTE es sein. In der Praxis sah es vielerorts leider anders aus; bspw. im Kreis Ahrweiler, den die Katastrophe besonders schwer getroffen: Dort gibt es rund 150 Sirenen (zwar fast ausschließlich Motorsirenen (Typ: E57) aus Zeiten des Kalten Krieges, die weder netzunabhängig noch für Durchsagen geeignet sind, allerdings voll funktionsfähig und zuverlässig). Das Problem: Die Anlagen werden noch analog ausgelöst und können nur ein einziges Sirenensignal wiedergeben: Den “Feueralarm“. Jedoch nicht das Sirenensignal “Warnung der Bevölkerung“. Um das zu ändern, müsste eine Umstellung auf digitale Alarmierung erfolgen, die in Rheinland-Pfalz seit Jahren jedoch nur im Schneckentempo voranschreitet. Werfen wir einen Blick in den benachbarten Rhein-Sieg-Kreis, der zum Bundesland Nordrhein-Westfalen gehört, bietet sich ein anderes Bild: Über 300 Sirenen, die alle digital per POCSAG auf einen Schlag ausgelöst werden können - mit allen Signalen. Von dieser Möglichkeit wurde in den von der Überschwemmung betroffenen Gebieten (z.B. in Lohmar, Rheinbach und Swisttal) auch Gebrauch gemacht. Hier zeigt sich das zentrale Problem: Seit Auflösung der Warnämter mit dem Ende des Kalten Krieges ist die Warnung der Bevölkerung nicht mehr einheitlich auf Bundesebene geregelt, sondern jedes Bundesland/jede Kommune/jede Stadt kocht sein/ihr eigenes Süppchen. Man hat mittlerweile erkannt, dass das schlecht funktioniert und hat versucht, mit der Einführung des bundesweiten Warntags im September 2020 den Fokus wieder auf bundesweit einheitliche Regelungen zu richten. Dass das nicht von Erfolg gekrönt sein konnte war abzusehen, weil die Voraussetzungen in den einzelnen Bundesländern schlichtweg zu unterschiedlich sind, Zuständigkeiten hin- und hergeschoben werden und niemand für Missstände und Pannen Verantwortung übernehmen will. Mit Blick auf Warn-Apps wie “NINA“ hat sich schon mehrfach gezeigt, dass diese im Ernstfall nicht zuverlässig funktionieren und zu schnell an die Belastungsgrenze kommen, weil sie auf Basis von kritischer Infrastruktur operieren. Ein Lichtblick ist die geplante Einführung des “Cell Broadcast“. Hierbei wird eine Mobilfunk-Nachricht (vergleichbar mit einer SMS) an alle Empfänger innerhalb einer Funkzelle gesendet. Diese Nachricht hat stets Vorrang und funktioniert auch in Situationen mit hoher Auslastung. #Hochwasser #Katastrophenschutz #WarnungderBevölkerung ----------------------- Video-Kapitel: 0:00 - Intro 0:15 - Sirenenalarm “Warnung der Bevölkerung“ 1:37 - Durchsage über die Sirene 3:08 - Radio-Durchsage der Feuerwehr 4:48 - Outro
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