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Die dislozierte Orgel - Ein Gegenentwurf zu Halberstadt, St. Burchardi, 2001 - Teil 1

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Wir empfehlen, den Film mit Kopfhörer anzuhören. Idee der dislozierten Orgel: Christoph Bossert Konzeption und Ausführung der dislozierten Orgel: OBM Hans Reuschel Realisierung der Projektidee in Emmendingen: Thilo Frank Wenn wir heute in Emmendingen in der Kirche des Zentrums für Psychiatrie sind, erleben Sie vermutlich erstmals das Projekt einer „dislozierten“ Orgel. Die ersten Schritte hierzu kamen durch die John-Cage-Orgel-Stiftung Halberstadt zustande, die auf meine Initiative hin 2012 OBM Hans Reuschel mit der orgelbaulichen Planung einer dislozierten Orgel beauftragte. Das daraus entstandene Projekt ist seitdem leider in Halberstadt nicht verwirklicht, wiewohl es eine Antwort und zugleich die Weiterführung einer Idee ist, die 1998 geboren wurde, nachdem ich als Orgelprofessor an der Musikhochschule in Trossingen eine Fachtagung zum Thema „John Cage – ORGAN²/ASLSP“ durchgeführt hatte. Diese Tagung spitzte sich zu auf den Umgang mit dem Orgelstück von Cage. Ausgangspunkt war der Vergleich zwischen den beiden Kompositionen ASLSP für Klavier (1985) vs. ORGAN²/ASLSP (1987). Dieser Vergleich führte zu folgender Zuspitzung: Klavierton verklingt – nächster Ton folgt vs. ein Orgelton kann ewig andauern, sofern Wind verfügbar ist, ein Register gezogen und eine Taste gedrückt ist. Die Diskussion hierzu bildete zugleich den Abschluss der Tagung. Es nahmen teil: Dr. Walter Eller, Prof. Hans-Ola Ericsson, Ralf Thomas Lindner, M.A., Dr. Heinz-Klaus Metzger, Rainer Riehn, Hans-Peter Schulz, Jakob Ullmann, Gesprächsleitung: Prof. Christoph Bossert. In der Diskussion war man sich bewusst, dass Gerd Zacher als Widmungsträger des Orgelstückes in der Uraufführung in Metz 1987 dieses Stück in seinen acht komponierten und einem zu wiederholenden Teil in 29 Minuten wiedergegeben hatte. Man war sich auch darüber bewusst, dass Zacher dabei von den zwei denkbaren Möglichkeiten der Zeitgestaltung diejenige umsetzte, die für Cage wohl die zündende Idee darstellte, nämlich die Lautbildung „lsp“ aus James Joyce, Finnegans Wake. Nachdem Zacher in Metz gleichsam „as lsp“ umsetzte, umkreiste die Diskussion 1998 in Trossingen die genau gegenteilige Zeitgestalt, nämlich as slow as possible. Die Festsetzung einer Gesamtspieldauer auf eine, drei, sieben oder 24 Stunden etc. erschien uns zu willkürlich und in der Gegenübersetzung zum Klavier – Fortschreiten der Töne gemäß raschem Verklingen – hielten wir Ausschau nach einem möglichst harten Kriterium zur Bestimmung für as slow as possible. Keinesfalls ging es darum, eine Version, die eine oder vier Stunden dauert, ausschließen zu wollen. Der Höhepunkt der Diskussion war erreicht, als Hans-Ola Ericsson vorschlug: „Lebensdauer einer Orgel – mehrere hundert Jahre“. Nachdem die Tagung zu Ende war, sprach man in einer Gaststätte weiter. Es konstituierte sich dort aus den Diskussionsteilnehmern die Gründungsgruppe, es wurden Aufgaben definiert und verteilt. Am 5. September 2001 um Uhr begann dann in der Burchardikirche Halberstadt die Aufführung von ORGAN ²/ASLSP, die seitdem stattfindet und den Zeitraum Halberstadt 1361 bis 2000 um weitere 639 Jahre in die Zukunft spiegelt. 1361 wurde im Dom zu Halberstadt die legendäre damals weltgrößte Blockwerkorgel geweiht. Mir obliegt seit Konstitution der Gründungsgruppe 1998 die Frage nach der „Cage-Orgel“. Zunächst war Gerald Woehl der hierfür favorisierte Orgelbauer; dessen Pläne konnten allerdings aus finanziellen Gründen nicht umgesetzt werden. Stattdessen musste ein Provisorium einer Kleinstorgel installiert werden. Seit dieses provisorische Orgel-Gehäuse in der Burchardikirche Halberstadt große Pfeifen nicht mehr aufnehmen konnte, forderte ich ein grundsätzliches Umsteuern ein. Die Lösungsmetapher lautete: Dislozierte Orgel. Bis heute ist diese Idee in Halberstadt nicht umgesetzt. Als Projektleiter von DVVLIO danke ich denen ganz herzlich, die durch ihr Zusammenwirken die Realisierung des Projektes ermöglicht haben: Pfarrer Volker Lang, Organist und Orgelbauer Benjamin Buob, OBM Hans Reuschel, DVVLIO-Koordinator Thilo Frank Kamera / Ton Dr. Jürgen Schöpf Schnitt Alexander Hainz

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