Die Grenzgänger: Vom Baume der Großstadt von dem Album: Revolution (9. November 2018) Es gleichet die Großstadt dem grünenden Baum der hoch emporragt in irdischem Raum und seine Blätter an Ast oder Zweig sind Großstadtkinder, teils arm oder reich und wenn so am Wipfel ein Blättchen erwacht gilt es dem Reichen, dem Sonnenschein lacht Aber tief drunten blinkt kein Sonnenstrahl da sind die Blätter meist farblos und fahl Es nahen Zeiten, gefahrvoll und schwer es rüttelt der Sturmwind den Baum hin und her hinab fällt zur Erde dann farblos und matt vom Baume der Großstadt manch welkendes Blatt Im schönen Viertel, da steht ein Palais Marmorgesimse bedeckt hoher Schnee des Hauses Herr ist sehr lieb und charmant füttert die Spatzen mit eigener Hand Dort vor der Türe in Schnee und in Eis steht händeringend ein zitternder Greis niemand gewahrt sein, er blickt ohne Ruh tränenden Auges den Spatzen dort zu Ihr armen Schreier für euch sorgt der Herr wenn ich doch auch nur ein Vöglein wär so bin ich ein Mensch nur, bin kraftlos und matt vom Baume der Großstadt ein welkendes Blatt Seht in den Läden, die Spitzen schön Laßt uns die herrliche Arbeit besehn prächtige Sachen für prächtige Welt nur wer sehr reich ist, kann zahlen das Geld Im engen Stübchen, hoch unter dem Dach sitzt ein Mädchen, bleichsüchtig und schwach klöppelt die Spitzen mit äußerstem Fleiß erhält nur den zwanzigsten Teil von dem Preis Doch wer sich schmückt mit dem Werk ihrer Hand gleichet den Rosen im sonnigen Land sie selber verblüht nur, wird farblos und matt vom Baume der Großstadt ein welkendes Blatt Text: Adolf Spahn (um 1910) Musik: Michael Zachcial
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