Guest
Jeder ist so groß, wie er sich fühlt: Auch in seinem zweiten Kinoabenteuer wächst die putzige Adoptivmaus der Familie Little über sich hinaus und schwingt sich auf zu atemberaubend animierten Höhenflügen Morgens in der U-Bahn: Ein Junge klammert sich an sein Spielzeugflugzeug, dem beide Tragflächen fehlen. „Das hast du auch schon wieder kaputt gekriegt“, zischt seine Mutter. Wahrscheinlich wird sie das kaputte Flugzeug wegwerfen und dem Kleinen ein neues kaufen. Eine Stunde später im Kino: Mäuserich Stuart Little ist buchstäblich auf dem Müll gelandet und glaubt sich schon verloren. Da erblickt er ein kaputtes Modellflugzeug. Stuart flickt es und fliegt seinem Schicksal einfach davon. Fantasie entwickeln. Sich ein Herz fassen. Den Blickwinkel verändern: Das ist der Zauber von „Stuart Little“. Die Abenteuer werden kleiner, wenn wir größer werden. Für Winzling Stuart sind die Hürden des Alltags haushoch. Er kann sich nur mit Riesenmut behaupten – und den hat er. Aber alle sehen in ihm bloß das Mäuschen: Mutter Littles Fürsorge erdrückt ihn, sein großer Bruder schließt ihn aus. Obendrein ist Stuart zum ersten Mal verliebt: Um die Kanarienwaise Margalo zu beschützen, reißt er aus – und fliegt in seiner Bruchmaschine einen Luftangriff gegen den boshaften Falken. John Woo hätte das Duell nicht dramatischer inszenieren können. Wahrscheinlich wird sich die Mutter aus der U-Bahn mit ihrem Sohn „Stuart Little 2“ ansehen. Sie wird Tränen der Rührung niederkämpfen und dankbar mitlachen, wenn der ewig miesepetrige Hauskater Snowbell allen aus dem Herzen spricht: „Ich werde nicht heulen!“ Und vielleicht lässt sich das kaputte Flugzeug ja doch reparieren
