Lieber Herr N., Ihr Brief vom hat mich am 5. des Monats erreicht. Ich habe mich gefreut und wollte ihn mit Nettigkeiten beantworten. Das wäre aber nicht fair. Wir haben noch keine Grundlage für ein sinnvolles Gespräch. Sie wollen sich an der Welt erfreuen und Sie denken, daß es den Menschen besser gehen sollte. Aber wozu Mensch überhaupt (Nietzsche): „Alles was entsteht, ist’s wert, daß es zu Grunde geht – also besser wär’s, daß nichts entstünde“ (So oder ähnlich Mephisto in Goethes ‚Faust‘) Sie meinen von Gott und Göttern zu sprechen, aber Sie sagen nichts. Fjodor Dostojewski spielte mit dem Gedanken, Gott zu verfluchen, solange auch nur ein unschuldiges Kind leidet. Sie schreiben: „Die Kirche sagt: Der Gott des Alten Testaments ist der Gott des Neuen Testaments“ Worüber reden wir, wenn wir „Gott“ sagen? Können wir uns auf die letztgültige Übersetzung des Prologs des Johannes-Evangeliums verständigen? „Am Anfang war DENKEN und das DENKEN war bei Gott und Gott war DENKEN“ Dasselbe
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