Deutsche in Russland und insbesondere in Moskau — das ist seit langem nicht verwunderlich. 1652 erging ein Erlass des Zaren Alexej Romanow über die Aussiedlung aller Westeuropäer hinter die Stadtgrenzen von Moskau. Dieser Ort wurde unter dem Namen “Deutsche Vorstadt” (“Nemetskaja Sloboda”) bekannt. Russen bezeichneten damals alle ‘Ausländer aus Westeuropa als “Nemtsy”, stammend von dem Wort “nemoj” (“stumm”), was in der Übersetzung “Deutsche” heißt. Im 19. Jahrhundert war es unter den Adligen von Moskau und St. Petersburg populär, Westeuropäer als Fachexperte oder Tutoren einzuladen. Darüber hinaus wurden die Deutschen in Russland durch ihre handwerklichen Fähigkeiten geschätzt. Ende des 19. — Anfang des 20. Jahrhunderts standen einige Deutsche an der Spitze der russischen Industrie. So eine Mischung von Kulturen konnte nicht umhin, auch die Architektur der Stadt zu beeinflussen. Bei einem Spaziergang durch Moskau kann man Gebäude sehen, die einen Hauch der Geschichte beibehalten haben. Begeben wir uns auf einen kleinen Spaziergang durch das deutsche Moskau und sehen uns drei von diesen Gebäuden an. Der erste Ort, den wir heute besuchen, ist Ferrein-Apotheke. 1701 unterzeichnete Peter I. ein Dekret: in der Hauptstadt, damals noch Moskau, acht “freie Apotheken” zu eröffnen. Eine von ihnen (in der Myasnitskaya Straße) wurde von einem Polen Daniil Gurtschin geleitet. Er nannte sich nicht weniger als “Apotheker Seiner Majestät”. Die Besitzer der Apotheke wechselten sich mehrfach. 1823 kaufte der Deutsche Karl Ferrein die Apotheke. Im Laufe der Zeit wuchs die Zahl der Kunden so stark, dass die Apotheke 1862 in ein größeres Gebäude in der Nikolskaja Straße umzog. Karl Ferrein übergab das Familiengeschäft an seinen jüngeren Sohn Wladimir Karlowitsch. Der neue Direktor verwendete ein spezielles Verfahren zum Herstellen von Medikamenten, das einen großen Erfolg hatte. In den Jahren der Oktoberrevolution wurde das Unternehmen verstaatlicht und ging zu seinem Ende. Statt innovativer Technologien und Unternehmergeist beherbergt das Gebäude heutzutage ein Geschäft für Kristallglas. Wir setzen unseren Spaziergang durch die Innenstadt fort. Die Kathedrale St. Peter und Paul ist die Hauptkirche der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland. Die erste lutherische Kirchengemeinde erschien in Moskau in der Mitte des 16. Jahrhunderts und 1576 wurde in der deutschen Vorstadt eine kleine Holzkirche gebaut. Ein Teil der lutherischen Kirchen des 17. Jahrhunderts wurden wegen der Empörung der orthodoxen Priester abgerissen, und eine Konzil-Anordnung verbot Ausländern, Immobilien in Moskau zu kaufen. Bereits im Jahre 1817 erwarb die Gemeinde den Hof in der Nähe von der Pokrovka Straße, in der Starosadskij Gasse. Mit den finanziellen Mitteln des Königs von Preußen und mit der Unterstützung vom Kaiser Alexander I. wurde mit dem Bau der Kathedrale begonnen. 1819 wurde sie geweiht und im Februar 1837 erklang in der Kirche zum ersten Mal die Orgel. Die Kirche spielte nicht nur im religiösen, sondern auch im musikalischen Leben Moskaus eine wichtige Rolle. Dort spielten bekannte Moskauer und ausländische Künstler wie der ungarisch-deutsche Komponist Ferenc Liszt. In der Sowjetzeit wurden Wertgegenstände aus der Kirche entfernt und der Innenraum beschädigt. Nur in den Nullerjahren dieses Jahrhunderts wurde die Dekoration vollständig wiederhergestellt. Jetzt lassen wir uns zum anderen Ende Moskaus bewegen, in der Nähe der U-Bahn Oktjabrskoje Polje. Die deutsche Architektur in Moskau wurde nicht nur in den Friedenszeiten gebaut. Manche Häuser tragen eine traurige Geschichte mit sich. Nach dem Sieg der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg bauten hier deutsche Kriegsgefangene in den vierziger Jahren einen Komplex von Häusern. Wir erzählen Ihnen über ein solches Haus. 1948 wurde unter Leitung des sowjetischen Architekten W. Iswekow von deutschen Kriegsgefangenen das Wohnhaus Nummer 47 in der Narodnogo Opoltschenija Straße errichtet. Das Gebäude sieht schrecklich aus, als ob es uns an die schweren Zeiten der sowjetischen Vergangenheit erinnern möchte. An den Fenstern im Erdgeschoss befinden sich Gitter. Das Haus sieht gruselig aus. Hier wurde lange nicht renoviert: an einigen Stellen der Fassade kann man Wasserflecken sehen. Jetzt gibt es drei Wohneinheiten in diesem Haus. Russland entdecken. Städte Russlands: ✖️ Kommen Sie in unsere Facebook-Gruppe ► ✖️ Möchten Sie uns unterstützen? So gehts! ► 79260606142 (Whatsapp)
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