In der Sendung „phoenix persönlich“ spricht Eva Lindenau mit dem Verteidigungs- und Sicherheitsexperten Carlo Masala über die Gegenoffensive der Ukraine, die Abwehrbereitschaft der Deutschen und über die Frage, ob die Bundesrepublik Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine liefern sollte. “Taurus ist ein hilfreiches System, um bestimmte militärische Ziele seitens der ukrainischen Streitkräfte zu erreichen“, sagt Carlo Masala, Professor für Internationale Politik der Universität der Bundeswehr München. Auch wenn aus seiner Sicht kein Waffensystem ein “Game Changer“ sei, gehöre Taurus “zu der Kategorie von Waffensystemen als Marschflugkörper, die den Ukrainern helfen könnten, hart befestigte Anlagen der russischen Armee in der Ukraine anzugreifen und zu zerstören. Command and Control-Anlagen zum Beispiel, die dann die Operationsführung wesentlich schwieriger machen.“ Masala geht davon aus, dass die Bundesregierung Taurus liefern werde. Die Befürchtungen, die Ukraine könne im Falle einer drohenden Niederlage die Taurus-Marschflugkörper gegen Ziele in der Russischen Föderation einsetzen, teilt Masala nicht. “Aus meiner Sicht sind diese Bedenken sehr unbegründet.“ Auch Briten und Franzosen hätten bereits Marschflugkörper geliefert. “Ein Storm Shadow, ein Scalp- Marschflugkörper könnte auch Ziele in der Russischen Föderation erreichen, und bislang hat die Ukraine das nicht gemacht. Alles, was in Russland angegriffen wird seitens der Ukraine, wird mit Drohnen aus ukrainischer Produktion angegriffen.“ Die Drohnenangriffe auf Moskau seien Teil der ukrainischen Gegenoffensive, sagt Masala, weil sie militärische Einrichtungen treffen würden. So wurden beispielsweise Flughäfen mit militärischen Maschinen angegriffen und “ein Viertel der russischen Lufttransportfähigkeiten“ zerstört oder erheblich beschädigt. “Es trägt aber auch den Krieg nach Russland hinein, um der russischen Bevölkerung zu zeigen, dass ist kein Krieg, den ihr nur im Fernsehen miterlebt, sondern, das ist ein Krieg, der real ist und der euch mittlerweile auch betrifft, weil wir Ziele, militärische Ziele, in der Russischen Föderation angreifen.“ Um die Abwehrbereitschaft der Bundesrepublik stehe es nicht besonders gut, konstatiert Masala. So werde die sogenannte Zeitenwende zu sehr auf die Bundeswehr und deren Ausstattung fokussiert: “Ich glaube aber, dass man im 21. Jahrhundert und auch angesichts der Bedrohungen, die wir haben, Verteidigung viel breiter verstehen muss, nämlich auch als Verteidigung der Gesellschaft.“ Es gebe Angriffe auf unsere Demokratie, auf die Art und Weise, wie wir leben, die nicht militärischer Art seien, so Masala mit Blick auf Desinformationskampagnen und den Schutz kritischer Infrastruktur.
Hide player controls
Hide resume playing