Dimitrij Schostakowitschs Sinfonie Nr. 15 A-Dur Op. 141, gespielt vom WDR Sinfonieorchester unter der Leitung von Andris Poga. Live aufgenommen am in der Kölner Philharmonie. Dimitrij Schostakowitsch - Sinfonie Nr. 15 A-Dur Op. 141 00:00:00 I. Allegretto 00:08:11 II. Adagio - Largo 00:25:44 III. Allegretto 00:30:32 IV. Adagio - Allegretto WDR Sinfonieorchester Andris Poga, Leitung ► Mehr zum Sinfonieorchester, zu Konzerten und aktuellen Livestreams gibt es bei ► Das WDR Sinfonieorchester bei Facebook Werkeinführung Mieczysław Weinberg und der 13 Jahre ältere Dmitrij Schostakowitsch waren eng befreundet. Gegenseitig haben sie sich auch musikalisch beeinflusst. Und als Schostakowitsch seine 15. Sinfonie vollendet hatte, war es beinahe selbstverständlich, dass Weinberg einer der beiden Pianisten war, die das neue Werk erstmals in einem kleinen Kreis auf zwei Klavieren vorstellten. Die Fünfzehnte, knapp 20 Jahre nach Stalins Tod entstanden, hat den Schalk nur so im Nacken – allerdings weniger freudig-ausgelassen als vielmehr doppelbödig-resigniert. Wie immer bei Schostakowitschs Musik ist das Humorvolle auch in seiner 15. Sinfonie durch oftmals harsche oder trauerverhangene Klänge gebrochen. Witzig ist sein Einfall, das berühmte Motiv aus Gioachino Rossinis Ouvertüre zu “Wilhelm Tell“ durch den ersten Satz spuken zu lassen – allerdings ins Groteske verzerrt. So übermütig, wie das mitunter klingt, hatte der Komponist das Werk auch angekündigt: “Ich möchte eine fröhliche Sinfonie schreiben.“ Unter der Hand geriet ihm die Fünfzehnte aber deutlich düsterer als geplant. Schostakowitsch war zu dieser Zeit bereits schwerkrank: Ihn plagte eine chronische Rückenmarksentzündung, außerdem litt er unter einer Lähmung seiner rechten Hand. In der 15. Sinfonie scheint er sein Leben musikalisch Revue passieren zu lassen, und er leugnet nicht, dass seine Lebensumstände im repressiven Sowjetsystem ihn nicht zu einem Menschen werden ließen, der vor Optimismus gesprudelt hätte. Das deutet sich schon im ersten Satz an, in einem weiteren Zitat: der Trompetenfanfare vom Anfang der 5. Sinfonie Gustav Mahlers – eher ein Bote von finsterer Pein als von Fröhlichkeit. Auch am Ende des langsamen zweiten Satzes stimmen die Fagotte ein schicksalhaftes Motiv aus Nikolaj Rimskij-Korsakows 2. Sinfonie “Antar“ an; dort symbolisiert es die Weltverdrossenheit des Titelhelden, der sich in einer Wüste von allen Menschen zurückgezogen hat. Ein solches Zitat hat der hintersinnige Schostakowitsch seiner “fröhlichen“ Sinfonie sicherlich nicht zufällig eingeschrieben. (Text: Otto Hagedorn)
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